Yijinjing (Muskel-Sehnen-Transformation)
Zurzeit der Liang Dynastie (502—557 n.Chr.) lud der Kaiser Liang Wu Di den indischen Mönch Bodhidharma zu seinem Hof, nachdem er erfahren hatte, dass er sich in seinem Land aufhält. In China kennt man den Bodhidharma auch unter dem Namen Damo (Ta-Mo), in Japan als Durma. Er wurde in der Nähe Madras im Jahr 470 n.Chr. als der dritte Sohn des Königs Sughanda geboren. Als Königssohn genoss der Damo eine Ausbildung in Staatskunde, höfischer Etikette, den buddhistischen Lehren und in Vajramushti, einer indischen Kampfkunst, die das spätere Shaolin Kung Fu wesentlich beeinflusste.
Nach der alten Tradition erfüllte Bodhidharma den Wunsch seines verstorbenen spirituellen Lehrers, indem er Indien verließ, um sich nach China zu begeben. Zuerst reiste er mit dem Schiff und wanderte dann über den Himalaja. Er folgte der kaiserlichen Einladung und traf den Kaiser Wu Di. Allerding kam seine buddhistische Sichtweise des Lebens nicht bei dem kaiserlichen Hof an. Er reiste weiter in die nördlichen Provinzen und ließ sich in der Provinz Henan nieder, in der sich auch das bis heute aktive Shaolin Kloster befindet. Den Berichten zufolge, meditierte er neun Jahre lang in einer Höhle, bevor er die Erleuchtung erlangte. Auf der Basis seiner eigenen Meditationspraxis entwickelte er dort gemeinsam mit den Mönchen den Chan-Buddhismus, der später in Korea als Son-, in Vietnam als Thiennd- und in Japan als Zen-Buddhismus bekannt wurde.
Der Name Chan kann als „Versenkung“ oder „Meditation“ übersetzt werden. Chan-Buddhismus besagt, dass durch die Meditation die Erleuchtung erreicht und das eigene innere Buddha-Wesen intuitiv erkannt werden kann.
Als Ausgleich zum stundenlangen Sitzen beim Meditieren entwickelte der Bodhidharma ein System an Körperübungen. Es waren zwei Traktate: Yijinjing (Qi Gong zur Transformation von Muskeln, Sehnen und Bändern) und Xi Sui Jing (die Knochenmarkreinigung). Die Legenden berichten uns, dass die Traktate von Bodhidharma um 528 n.Chr., entweder in seinem Grab oder in den Wänden des Tempels verborgen wurden und erst Jahre nachdem er das Kloster verließ bzw. gestorben war, wurden diese Manuskripte gefunden.
Bodhidharma
Traditionell setzen sich die Yi-Jin-Jing Übungen aus einer Reihe von 12 Positionen zusammen. Durch die Dehnungs- und Streckungs-bewegungen wird ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung der Muskulatur und Sehnen gezielt erzeugt sowie eine Drehung, Biegung und Streckung der Wirbelsäule durchgeführt. Dabei werden Muskelblockaden im Nacken, in den Schultern, dem gesamten Rücken und den Extremitäten gelöst und die Muskulatur in den genannten Bereichen gestärkt. Deshalb ist Yi-Jin-Jing nicht nur für Liebhaber der Kampfkunst von Nutzen, sondern auch ideal für alle, die viel Zeit am Schreibtisch verbringen.